Bauland gegen Stadtflucht – Städtische Offensive im Ansatz richtig

Kiel, den 16.01.2003

Bauland gegen Stadtflucht – Städtische Offensive im Ansatz richtig

Als im Ansatz richtig bezeichnet der Kieler Mieterverein die Offensive der Stadt, durch die Bereitstellung von Bauland, Verbesserungen im Wohnumfeld und im Wohnungsangebot die Abwanderungstendenzen umzukehren. Der Kieler Mieterverein hält es allerdings für verkehrt, die wenigen Neubauflächen der Stadt für flächenfressenden Einfamilienhausbau bereit zu stellen.

Nach Auffassung des Mietervereins sollte das Flächenverhältnis für Geschosswohnungsbau und Eigenheime im Verhältnis 80 zu 20 Prozent aufgeteilt werden. Dies entspricht dem langjährigen Teilungsverhältnis, wie es sich in der Stadt bewährt hat, aber offenbar auch der Interessenlage der Kieler Bevölkerung; ein wesentliches Ergebnis der städtischen Untersuchung zu den Wegzugsgründen war die Feststellung, dass von 2.300 ins Umland verzogenen Haushalten nur 500, entsprechend knapp 22 Prozent, Wohneigentum erworben haben. 1.750 Haushalte, entsprechend rund 76 Prozent, wohnen auch nach ihrem Wegzug aus Kiel in Mietobjekten. Die Eigentumsbildung hat beim Wegzug aus Kiel also nur nachrangiges Interesse. Abgesehen von den beruflichen Gründen eines Wegzuges geht es also im Wesentlichen um Fragen der Wohnflächenvergrößerung, der Wohnkosten des Wohnumfeldes. Auch dies wird durch die städtische Untersuchung des Jahres 2001 eindrucksvoll bestätigt.

Deswegen unterstützt der Kieler Mieterverein alle Bemühungen der Stadt zur Verbesserung des Wohnungsbestandes auf zeitgemäße Ansprüche, zur Verbesserung des Wohnumfeldes und zur Senkung der Wohnkostenbelastung. Der Kieler Mieterverein hat deswegen einen Fragenkatalog an die Kandidatin und die Kandidaten zur Oberbürgermeister-Wahl formuliert, der ab sofort auf den Internet-Seiten des Kieler Mietervereins abgerufen werden kann. Dort werden auch die Antworten veröffentlicht werden, sobald sie vorliegen. Der Kieler Mieterverein weist aber warnend darauf hin, dass die im Ansatz richtigen Bemühungen, Kleinstwohnungen durch Zusammenlegung wieder attraktiv zu machen, zu Wohnungsverlusten führen. Erfahrungen mit Wohnungsmodernisierungen anderenorts haben gezeigt, dass mit derartigen Modernisierungsmaßnahmen Verluste von 30 Prozent der betroffenen Wohnungen einhergehen. Dies bedeutet im Ergebnis, dass die Neubauleistung in der Stadt wieder angekurbelt werden muss. Diese befindet sich auf dem niedrigsten Niveau seit mehr als 10 Jahren; wurden 1995 noch 1.418 Wohnungen im Jahre fertiggestellt, so waren es im Jahre 2001 nur noch 229 Wohnungen und wird das Ergebnis 2002 kaum besser sein. Dies ist eindeutig zu wenig.

Der Kieler Mieterverein hält einen jährlichen Neubaubedarf von rund 700 Wohneinheiten jährlich für erforderlich, um bei gleichbleibender Bevölkerung die Wohnungsverluste durch Wohnflächenwachstum, Abriss und Umwidmung zu kompensieren. Bei steigenden Bevölkerungszahlen muss diese Leistung erhöht werden. Setzt sich die jetzige Entwicklung fort, so rechnet der Kieler Mieterverein – entgegen den Prognosen aus dem Innenministerium und dem Kieler Rathaus – schon innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre mit neuen Wohnungsengpässen.

In diesem Zusammenhang regt der Kieler Mieterverein an, über die Neugründung einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft nachzudenken. Die Kieler Wohnungsbaugesellschaft in kommunaler Trägerschaft wäre das Instrument gewesen, um die Bemühungen der Stadt um Wohnumfeldverbesserungen, ein verbessertes Wohnungsangebot und Senkung der Wohnkostenbelastungen voran zu treiben. Nach Auffassung des Kieler Mietervereins war der KWG-Verkauf ein schwerwiegender Fehler. Da er sich nicht rückgängig machen lässt, ist ein Neuanfang allemale besser, als die anstehenden Aufgaben ohne Unterstützung einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft in Angriff zu nehmen.

Verantwortlich: Jochen Kiersch