Kaputt gewohnte Wohnungen und betrogene Mieter – schwarze Schafe gibt es überall
Kiel, den 15.09.2003
Kaputt gewohnte Wohnungen und betrogene Mieter – schwarze Schafe gibt es überall
In den Kieler Nachrichten vom 12.09.2003 fand sich ein Artikel unter der Überschrift „Nach dem Auszug das blanke Chaos“. Darin wird von Vermieterseite beklagt, dass es immer wieder Mieter gibt, die Wohnungen förmlich „kaputt wohnen“ und in chaotischem Zustand zurückgeben, dabei hohe Schäden verursachen. Dies ist unbestritten. Der Kieler Mieterverein weist aber mahnend darauf hin, dass solche unerfreulichen Vorfälle die Ausnahme sind
und wehrt sich gegen jede Verallgemeinerung. Er gibt zu bedenken, dass es auch auf Vermieterseite schwarze Schafe gibt, die große Schäden verursachen:
- An der Kieler Hörn entsteht ein großer Gebäudekomplex, der schon im Jahre 2002 hätte bezugsfertig sein müssen. Die betroffenen Mieter haben die erste Miete bereits gezahlt und wenig Aussicht, dieses Geld wieder zu bekommen, ganz zu schweigen von den zusätzlichen Kosten für die Zwischeneinlagerung von Möbeln und das Anmieten einer Ersatzwohnung.
- Der Einbehalt von Mietkautionen mit fadenscheinigen Begründungen ist zum Volkssport geworden; bei manch einem Vermieter besteht der Verdacht, dass er mehr durch nicht zurückgezahlte Kautionen verdient, als durch reguläre Mieteinnahmen.
- Gesundheitsgefährdende Wohnungen mit schwersten Baumängeln ganz besonders im Verbund mit Feuchtigkeit und Schimmelpilzbildung werden mehrfach hintereinander vermietet, ohne die notwendigen Sanierungsarbeiten durchzuführen. Sie sind ein ernst zu nehmendes Problem, das viele Mieterhaushalte beschäftigt.
- Gut 30 % der beim Kieler Mieterverein auflaufenden Beanstandungen befassen sich mit Heiz- und Betriebskostenabrechnungen, in denen sich Vermieter vielfach zu ihren Gunsten „verrechnet“ haben.
Und schließlich: Mieter die sich in ihrer Wohnung wohl fühlen und einen fairen, angemessenen Mietpreis zahlen, haben keine Veranlassung auszuziehen. Wenn die Wohnungswirtschaft eine hohe Umzugsrate beklagt, dann bedeutet dies auch, dass die Mehrzahl dieser Mieter eine „bessere Wohnung“ gefunden hat. Sei es, dass sie zum gleichen Preis größer oder komfortabler ist oder sei es, dass sie gleich groß ist zu einem niedrigeren Preis.
Nach Auffassung des Kieler Mietervereins ist die Wohnungswirtschaft jedenfalls gut beraten, der hohen Mieterfluktuation auch über Mietsenkungen entgegen zu wirken. Es gilt die Formel: Wer sich in seiner Wohnung wohl fühlt, trägt auch zu einem angenehmen Wohnumfeld bei. Stabile Hausgemeinschaften sind der beste Garant für positive Auswirkungen auf die Nachbarschaft.
Natürlich liegt es dem Kieler Mieterverein ganz und gar fern, Vermieter in Bausch und Bogen anzugreifen oder sie zu verunglimpfen. Die ganz große Mehrzahl der Mietverhältnisse funktioniert zufriedenstellend bis gut. Auch etwaige Meinungsverschiedenheiten können von den Parteien in der Regel einvernehmlich gelöst werden. Schwarzweißmalerei hilft in den sensiblen Verhältnissen zwischen Mietern und Vermietern weder der einen noch der anderen Seite. Und schwarze Schafe sollte man nicht gegeneinander aufrechnen.
Verantwortlich: Jochen Kiersch, Kiel