Kieler Mieterverein begrüßt neuen Heizspiegel

Kiel, den 23.11.2004

Kieler Mieterverein begrüßt neuen Heizspiegel

Erstmals im Jahre 1998 ist auf Initiative der Mieterorganisation ein Heizspiegel für Kiel vorgelegt worden, und zwar basierend auf den Daten des Jahres 1997. Seitdem steht dieses Instrument in Kiel ständig zur Verfügung – seit zwei Jahren sogar als „Online-Heizspiegel“ auf den Internet-Seiten des Kieler Mietervereins unter www.kieler-mieterverein.de. Der Kieler Mieterverein begrüßt ausdrücklich, dass das Instrument jetzt auch wieder als Tabellenwerk vorgelegt worden ist, so dass auch diejenigen, die über keinen Internet-Zugang verfügen, sich schnell orientieren können.

Das Instrument als solches bietet Nutzen für alle Beteiligten: Zum einen profitiert die Umwelt – die verbesserten Orientierungsmöglichkeiten durch den Heizspiegel werden auch dazu beitragen, dass in verstärktem Umfang dort energetisch nachgebessert wird, wo die höchsten Verbräuche sind.

Aber auch Kiels Vermieter können vom Heizspiegel profitieren: In Zeiten eines ausgeprägten Wettbewerbes zwischen den Wohnungsanbietern wird der die Nase vorn haben, der mit den niedrigeren Heizkosten daherkommt – dies eröffnet ihm Spielräume für eine höhere Nettorendite. Neben der Vermietbarkeit wird auch die Werthaltigkeit der Immobilie verbessert.

Und auch die Mieterhaushalte können durch das Instrument gewinnen; ihnen eröffnen sich schon in der Anmietungsphase Vergleichsmöglichkeiten mit den durchschnittlichen Heizkosten in Kiel – sie können Hochverbraucher meiden.

Wenn Vermieter und Mieter eine energetische Modernisierung gemeinsam angehen, so haben sie die Chance, die Mehrkosten durch die Modernisierung über eine Einsparung bei der Heizenergie aufzufangen. Die besser wärmegedämmte Wohnung ist auch die behaglichere Wohnung.

Und schließlich stecken in dem Projekt auch Chancen für den Kieler Arbeitsmarkt: Investitionen in die Wärmedämmung und in verbesserte Heizungsanlagen stärken das örtliche Handwerk und Gewerbe. Baukonjunktur und Arbeitsmarkt erfahren positive Impulse.

Dazu ein Beispiel: Ein 10-Familienhaus mit 700 Quadratmetern und einem Verbrauch von 260 Kilowattstunden Raumwärme pro Quadratmeter verbraucht jährlich 18.200 Liter Heizöl zum Preise von EURO 8.190,00. Für jede der 10 Wohnungen fallen alleine für die Heizölkosten jährlich EURO 819,00 an. Wenn das Gebäude mit EURO 18.000,00 Modernisierungsaufwand auf einen für Kieler Verhältnisse „normalen“ Durchschnittsverbrauch von 160 Kilowattstunden pro Quadratmeter verbessert wird, sinkt der Heizölverbrauch auf 11.200 Liter bzw. EURO 5.040,00. Pro Wohnung fallen an reinen Energiekosten nur noch EURO 504,00 an, was einer jährlichen Ersparnis des Mieters von EURO 315,00 entspricht.

Dem steht die Mieterhöhung wegen des Modernisierungsaufwandes gegenüber. Wenn der Vermieter dafür EURO 18.000,00 aufwendet, so darf er EURO 1.980,00 jährlich als Mieterhöhung auf das ganze Haus umlegen. Je Wohnung entspricht dies einer Mieterhöhung von EURO 198,00 jährlich.

Unter dem Strich bleibt für den Mieter immer noch ein Plus von EURO 117,00 übrig neben dem Gewinn an Behaglichkeit, dem Nutzen, den er für die Umwelt geleistet hat und dem Beitrag für die örtliche Wirtschaft (tabellarisches Rechenbeispiel als Anlage).

Diese Berechnung basiert auf der Annahme, dass der Heizölpreis dauerhaft bei den aktuellen EURO 0,45 je Liter verharrt. Steigt der Heizölpreis weiter – was sehr wahrscheinlich ist – so verbessert sich diese Berechnung ständig zu Gunsten des Mieters. Dabei ist Schleswig-Holstein das Bundesland mit dem höchsten Energieverbrauch für Raumwärme im Bundesgebiet. Hierzulande hat der Heizspiegel mithin einen besonderen Stellenwert.

Auch wenn der Heizspiegel in der mietrechtlichen Auseinandersetzung ein gutes Instrument ist, um sachbezogen und fundiert Energieverbräuche miteinander vergleichen zu können, so versteht der Kieler Mieterverein das Projekt nicht als Kampfmittel in der Auseinandersetzung zwischen Mietern und Vermietern. Der Heizspiegel und der damit angestrebte Klimaschutz sind auf Konsens angelegt. Vermieter und Vermieter-Verbände sind herzlich eingeladen, daran mitzuwirken.

Die Online-Version des Heizspiegels ist unter www.kieler-mieterverein.de abrufbar. Dort finden sich auch nähere Hinweise zu dem Projekt Heizspiegel und seiner Entstehungsgeschichte.

Die Sprechstunde des Kieler Mietervereins findet montags bis freitags von 9.00 bis 13.00 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 15.00 bis 18.00 Uhr in der Geschäftsstelle 24103 Kiel, Eggerstedtstr. 1, statt. Fernmündlich ist der Verein unter 0431/979190 zu erreichen. Für die Inanspruchnahme der Leistungen des Kieler Mietervereins ist eine Mitgliedschaft erforderlich.

Anlage tabellarisches Rechenbeispiel

Mehrfamilienhaus mit 10 Wohnungen zu 70 m²

Verbrauch und Kosten vor der Modernisierung:
Größe des Hauses in m²

700

Energieverbrauch in kWh/m²

260

Heizölverbrauch in Liter/m²

26

Heizölverbrauch in Liter p.a.

18200

Energiekosten/m² in €

11,70

Energiekosten Haus p.a. in €

8190,00

Energiekosten je Wohnung p.a. in €

819,00

Verbrauch und Kosten nach der Modernisierung:
Energieverbrauch in kWh/m²

160

Heizölverbrauch in Liter/m²

16

Heizölverbrauch in Liter p.a.

11200

Energiekosten/m² in €

7,20

Energiekosten Haus p.a. in €

5040,00

Energiekosten je Wohnung p.a. in €

504,00

Ersparnis je Wohnung in €

315,00

Modernisierungskosten Haus in €

18000,00

Jahresmieterhöhung Haus 11 % in €

1980,00

Jahresmieterhöhung je Wohnung 11 % in €

198,00

Ersparnis je Wohnung p.a. absolut in €

117,00