Mietsenkungen in Mettenhof: Richtiger Schritt – allerdings viel zu sp
Kiel, den 26.08.1998
Mietsenkungen in Mettenhof:
Richtiger Schritt – allerdings viel zu spät
Kein Verständnis zeigt der Kieler Mieterverein für die Klagen der Kieler Wohnungsbausellschaft wegen der Leerstände in Mettenhof. Diese Leerstände hätten sich nach Auffassung des Mietervereins vermeiden lassen können, wenn die KWG schon sehr viel früher angemessene Mietsenkungen durchgeführt hätte.
Dies wäre schließlich auch dem gesamten Stadtteil zugute gekommen, da mit niedrigeren Mieten auch die hohe Wegzugrate aus Mettenhof hätte abgeschwächt werden können. Der Kieler Mieterverein erinnert daran, daß er schon im Juni 1995 wegen der sich damals bereits abzeichnenden Leerstände eine Senkung der KWG-Mieten gefordert hat, was von der KWG entrüstet abgelehnt worden war. Infolgedessen hatte der Mieterverein seinerzeit Anzeige wegen unerlaubten Leerstandes erstattet.
Schließlich relativiert der Mieterverein die Stellungnahme des Schleswig-Holsteinischen Wohnungsbauministeriums, wonach die Entspannungstendenzen am Wohnungsmarkt als Erfolg der Wohnungsbauförderung verbucht werden können. Diese Sicht der Dinge sei – bezogen auf Kiel – nur bedingt richtig. Von 1993 – 1997 seien in Kiel rund 4.500 Wohnungen fertiggestellt worden wovon allerdings die Wohnungsverluste noch abzuziehen sind. Im gleichen Zeitraum (jeweils 31.12.) hat die Stadt aber 8.415 Einwohner im wesentlichen an das Umland verloren. Durch diese Wegzüge sind ca. 5.500 Wohnungen frei geworden – also deutlich mehr als neu geschaffen wurden. Dabei hat Kiel im wesentlichen einkommensstärkere Haushalte verloren, die sich in den Umlandkreisen Eigenheime gebaut haben.
Kritik des Mietervereins an der Stadt:
Die SPD muß sich vorwerfen lassen, diese Einwohnerverluste gefördert zu haben, weil sie es unterlassen hat, ein attraktives Mietwohnungsangebot vorzuhalten. Hierzu wäre die KWG das richtige und geeignete Instrument gewesen. Den Grünen wirft der Mieterverein vor, durch ihre Verweigerungshaltung insbesondere für die Baulandplanung Meimersdorf bauwillige Kieler ins Umland vergrämt zu haben mit der Folge, daß eben dort die grünen Wiesen zugebaut werden und die Verkehrsströme weiter zugenommen haben.
Erneut fordert der Kieler Mieterverein KWG und Stadt auf das Mietgefüge in Mettenhof so weit abzusenken, daß eine Vollvermietung wieder gewährleistet ist. Zugleich ergeht die dringende Aufforderung an die Stadt, die Verkaufsabsichten hinsichtlich der KWG so schnell wie möglich zu den Akten zu legen. Das Unternehmen wird nach wie vor dringend gebraucht. Die Ratsversammlung müßte sich lediglich entschließen, Einfluß auf die Geschäftsführung zu nehmen dahingehend, daß sich das Unternehmen wieder seiner sozialen Verpflichtung bewußt wird.
Verantwortlich: Jochen Kiersch, Kiel