Mietspiegel 2000 mit Licht und Schatten
Kiel, den 06.10.2000
Mietspiegel 2000 mit Licht und Schatten
Zur Vorlage des Kieler Mietspiegels 2000 gibt der Kieler Mieterverein folgende Stellungnahme ab:
Der Mietspiegel bestätigt leider deutlich, was der Kieler Mieterverein gegen viele anders lautende Behauptungen immer wieder vorgetragen hat: Auch vor dem Hintergrund tendenzieller Leerstände sind die Mieten in Kiel keineswegs gesunken, sondern gestiegen.
In dem 2-Jahreszeitraum 1998 bis 2000 immerhin um 6,6 Prozent. Allerdings verzeichnen wir ein Nebeneinander von sinkenden und steigenden Mieten. So finden wir bei den jüngsten und besonders teuren Wohnungen ein deutliches Abbröckeln mit rückläufigen Mieten, während das Gros der Normalwohnungen in einzelnen Segmenten auch sehr viel stärker angezogen hat. Auffällig sind dabei die hohen Steigerungsraten von normal ausgestatteten Wohnungen der Baualtersklasse vor 1976 und einer Größe über 80 Quadratmeter. Hier spiegelt sich nach Auffassung des Mietervereins der seit längerem zu beobachtende Trend zur weiteren Vergrößerung der Wohnfläche je Einwohner deutlich wider. Zufrieden zeigt sich der Mieterverein mit der Tatsache, dass sich das Mietgefüge im neuen Mietspiegel insgesamt plausibler darstellt. So sind die Steigerungsraten bei den Wohnungen in einfachen Wohnlagen – von den großen Wohnungen abgesehen – deutlich niedriger als in den besseren Wohnlagen und nehmen sie sich auch in der besonders stark vertretenen Größenklasse 60 bis 80 Quadratmeter vergleichsweise moderat aus. Die Steigerungsraten liegen dort durchweg unter dem Durchschnitt, während größere und kleinere Wohnungen zum Teil deutlich stärker angestiegen sind. Dabei ist die Spanne zwischen Höchst- und Niedrigstmieten enger geworden, so dass sich das Mietgefüge insgesamt als homogener darstellt.
Als besonders erfreulich bezeichnet der Mieterverein auch die Tatsache, dass die Betriebskostenerhebung, die parallel dazu ausgewertet worden ist, unter dem Strich ausgeglichen ist. Steigerungen beispielsweise bei der Wasserversorgung und der Hausreinigung stehen Einsparungen bei Hausbeleuchtung, Versicherung und Schneebeseitigung gegenüber. Kiel´s Mieter müssen also im Bereich der kalten Betriebskosten mit großen Überraschungen ebenfalls nicht rechnen. Anders verhält es sich bei den Heizkosten; hier sind für die Heizperiode 2000 / 2001 je nach Energieträger, Verbrauchsverhalten und Größe der Wohnung Mehrkosten gegenüber dem Vorjahr zwischen 30 und 80 Prozent zu erwarten.
Der Mieterverein vertritt nach wie vor die Auffassung, dass der Kieler Mietspiegel ein für Mieter und Vermieter sehr gutes und objektives Hilfsmittel ist, um unnötige Mietstreitigkeiten zu vermeiden und heftige Ausschläge auf dem Mietensektor zu verhindern. Die jetzigen Steigerungsraten belegen, dass die am Mietspiegel immer wieder geübte Kritik, er sei in dirigistisches Instrument, das auf einen Mietenstop hinziele, offenkundig unbegründet ist. Der Mietspiegel schafft Markttransparenz ohne den Markt selber zu beeinflussen. Von daher wird sich der Kieler Mieterverein auch in Zukunft für die Fortschreibung des Kieler Mietspiegels aussprechen und gebührt der Landeshauptstadt Kiel Dank dafür, dass sie mit dem 5. Kieler Mietspiegel jetzt bereits für einen Zeitraum von 10 Jahren mit beträchtlichem Kostenaufwand ein Instrument zur Verfügung stellt, das für rund 80 Prozent der Kieler Bevölkerung von ganz unmittelbarem praktischen Nutzen ist.
Das Tabellenraster kann auf der Geschäftsstelle des Kieler Mietervereins als Fotokopie kostenlos abgeholt werden, solange bis der endgültige Mietspiegel durch die Landeshauptstadt Kiel fertiggestellt und zum Verkauf freigegeben ist. Darüber hinaus ist die Rastertabelle auch im Internetangebot des Kieler Mietervereins unter hier abrufbar.
Für die Zukunft rechnet der Kieler Mieterverein wieder mit stärker anziehenden Mieten. Maßgebend für diese Einschätzung sind die bei GEWOS aufgelaufenen Zahlen aus der Mietspiegelerhebung, die Tatsache, dass die Wohnungsunternehmen ihre Leerstände nach und nach abbauen und die Erkenntnis, dass sich der Geschosswohnungsbau auf niedrigstem Niveau seit Jahren befindet. Zwar rechnet der Mieterverein nicht mit drastischen Mietsprüngen – die Talsohle ist jedoch durchschritten.
Die Sprechstunde des Kieler Mietervereins findet montags bis freitags von 9.00 – 13.00 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 15.00 – 18.00 Uhr in der Geschäftsstelle 24103 Kiel, Eggerstedtstr. 1, statt. Fernmündlich ist der Verein unter 0431/97919-0 zu erreichen. Für die Inanspruchnahme der Leistungen des Kieler Mietervereins ist eine Mitgliedschaft erforderlich.
Verantwortlich: Jochen Kiersch, Kiel