Moltkestraße: Frank hat gekündigt
Kiel, den 03.04.2007
Moltkestraße: Frank hat gekündigt
Mit dem heutigen Tage haben Boten von Firma Frank Heimbau Nord GmbH eine zunächst unbekannte Zahl von Kündigungen in der vom Abriss bedrohten Siedlung Moltkestraße verteilt. Die Kündigungen, die der Kieler Mieterverein bisher sichten konnte, waren mit der angeblichen Notwendigkeit umfassender Instandsetzungsarbeiten begründet
und der Aussage, die Installationen der Liegenschaft müssten an den heutigen Stand der Technik angepasst werden. Wie sehr diese Hinderungsgründe „aufgeblasen“ sind macht nach Auffassung des Mietervereins schon der Satz deutlich: „Auch die engen Treppenhäuser inklusive Geländer müssen verändert bzw. umgebaut werden, wozu unter anderem auch der Einbau von Aufzügen vorgesehen ist…“. Man muss dazu wissen, dass sich über der 2. Etage dieser Häuser der blaue Himmel wölbt.
Nach Auffassung des Mietervereins-Vorsitzenden Jochen Kiersch versteckt sich hinter diesen Kündigungen nicht mehr und nicht weniger als blankes Spekulationsinteresse und dient das Schreiben vorrangig dem Zweck, Mieter einzuschüchtern und zur freiwilligen Aufgabe ihrer Wohnungen zu bewegen. Geradezu albern sei der Hinweis in den Kündigungsschreiben, es sei „ausschließlich für den Mieter bestimmt und nicht zur Veröffentlichung“. Allerdings ist der Kieler Mieterverein zuversichtlich, dass die Mieter sich fester zusammenschließen und gegen diese Kündigungen zur Wehr setzen werden. Gute Chancen, zu gewinnen, hätten sie alle Male. Der Mieterverein wird die betroffenen Mieterhaushalte nach Kräften unterstützen und politische Rückendeckung einfordern. Mahnend weist der Mieterverein darauf hin, dass es in Kiel ohnehin viel zu wenig preiswerten Wohnraum gebe. Innerhalb der Bewilligungsgrenzen, die die Landeshauptstadt und das Jobcenter sich gesteckt haben, bewegen sich rund 62.000 Haushalte dieser Stadt. Dieser großen Zahl stehen nur 39.000 preisgünstige Wohnungen gegenüber, wie ein noch unveröffentlichtes wissenschaftliches Gutachten feststellt.
Der Kieler Mieterverein fordert Firma Frank auf, die unsozialen Abrisspläne zu den Akten zu legen und statt dessen konstruktiv an einer Genossenschaftslösung mitzuwirken. Dem Vernehmen nach soll das Grundstück – fast 1 Hektar feinsten Baulandes – für gerade mal 3 Millionen EURO erworben worden sein. Nach Auffassung des Mietervereins war das ein echtes Schnäppchen. Auf dieser Plattform ließe sich mit Fördermitteln des Landes und der Stadt eine Kleingenossenschaft gründen, die den charmanten Charakter der Siedlung erhält, preiswerten Wohnraum sichert und ein ordentliches Stück dazu beiträgt, dass die Durchmischung von Jung und Alt, kinderreich und kinderlos, einkommensstark und einkommensschwach in dieser Stadt und in Düsternbrook erhalten bleibt.
„Zuhause in Tradition und Zukunft“ heißt es in der Internet-Präsentation von Firma Frank. Nach Meinung des Mietervereins kann es kaum im Interesse von Firma Frank liegen, wenn diesem Motto der Slogan „Schneller rausfliegen bei Frank“ gegenüber gestellt wird.
Verantwortlich: Jochen Kiersch, Kiel